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Einleitung    Feen-Lexikon    Verloren im Feenland

 

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Reisen ins Feenland und nach Avalon

 

Das Feenreich liegt hinter jeder Biegung des Weges, gerade eben außer Sichtweite. Wir können den Weg dorthin durch viele verschiedene Türen finden, durch Traumarbeit, durch Meditation oder indem wir die alten Stätten besuchen, wo der Schleicher zwischen den Welten dünner ist als anderswo. Wo wir dort anlangen, müssen wir stets daran denken, dass dies für Sterbliche ein gefährlicher Ort ist, denn manche sind schon hinüber gewandert, um niemals zurückzukehren. Manchmal verbringt man auch scheinbar kurze Zeit dort, um später festzustellen, dass in der oberen Welt Jahrhunderte vergangen sind. Daher sollten wir bestimmte Regeln beachten, wie sie uns aus alten Traditionen überliefert sind: keine Feenspeisen zu essen, nichts außer Wasser zu trinken und niemals entgegen dem Uhrzeigersinn gegen die Sonne zu laufen. Außerdem sollten wir uns dort mitgeteilt werden. Unter diesen Voraussetzungen können wir jederzeit nach Belieben diese alten Reiche betreten und mit mehr zurückkehren als bloßen Feengold, das sich bei der Rückkehr in Staub verwandelt.

 

Du stehst am Rande des Landes, und eine riesige, graugrüne Wasserfläche erstreckt sich vor deinen Augen bis zum Horizont. Ein seltsames Schiff nähert sich über das Wasser dem Ufer. Es wird von Meermännern gerudert, die von silbernen Schuppen bedeckt sind, Schwimmhäute zwischen den Fingern und seltsame purpurfarbene Augen haben. Sie geben dir durch Zeichen zu verstehen, dass du ihr Boot besteigen sollst, und du folgst ihnen ohne zu zögern, denn du bist sicher, dass sie dir nichts Böses wollen. Das Boot setzt sich sogleich in Bewegung, und bald kreuzt du rasch über den grenzenlosen Ozean. Die Meermänner beginnen beim Rudern einen seltsamen, wortlosen Gesang, der sich mit dem Rudern hebt und senkt.

 

Vor dir erkennst du, wie sich eine Insel aus dem Wasser erhebt. Die hohen Klippen sich mit Türmen und Mauern von unirdischer Erscheinung bestückt. Das Boot rudert dicht unter die Klippen, und du trittst an Land, auf einen Strand mit feinem Sand. Von dort führen Stufen in einem spiralförmigen Pfad um die Klippen herum stetig nach oben. Oben angekommen, blickst du ins Inselinnere und siehst eine Burg, die im fahlen Licht glänzt, und du gehst darauf zu, weil du weißt, dass dort dein Ziel ist.

 

Am Eingang der Burg bleibst du stehen und blickst staunend an den hohen, glatten Mauern empor. Sie sind mit phantastischen Bildern verziert, die weder gemalt noch gehauen sind, sondern Bestandteil des Steins selber zu sein scheinen. Dann öffnet sich das große Tor, und eine Gestalt kommt dir entgegen, um dich zu begrüßen. Es ist Gewand eine schöne, hochgewachsene Frau, die ein fließendes Gewand trägt, das so grün wie das Meer selbst schimmert. Ihr Gesicht wirkt zunächst eher kühl, aber ihre Augen scheinen voller Glanz, und sie begrüßt dich aufs herzlichste. Dann fordert sie dich auf, ihr Reich zu betreten, und nennt dir ihren Namen: Morgan, Tochter des Meeres. Im Inneren ist die Burg ebenso wundersam wie von außen. Die Mauern glänzen in einem durchscheinenden Licht, als bestünden sie aus Perlen. Überall sieht man phantastische Schnitzerein, die Szenen aus dem Leben des magischen Feenreiches darstellen, wie man sie in den verschiedenen Elementarreichen findet, wobei das Meer hier am stärksten vertreten ist. Du folgst der Dame von einem Raum zum anderen und gerätst immer mehr ins Staunen über alles, was du siehst. Hier ruhen Schätze jenseits all deiner wildesten Träume, und Objekte der Macht und der Magie, über die du bisher nur gelesen hast.

 

Schließlich gelangt ihr in einen Raum im Herzen der Burg - ein wunderschönes Zimmer mit Ruheliegen aus Bronze und Zedernholz entlang den Wänden. Hier bleibt Morgan stehen und bittet dich, dich auf einer dieser Liegen auszuruhen. Denn du befindest dich in der Kammer der Träume, wo du eine Weile liegen und die innersten Geheimnisse deines Herzens erkunden kannst. Hier wirst du Wahrträume haben, und die Bilder, die dir hier in den Sinn kommen, werden bei dir bleiben und ein Teil von dir werden, auch wenn du die Insel wieder verlassen hast. Nimm dir Zeit und sieh dich selbst, wie du dich hinlegst und die inneren Augen schließt. Dann tauchen Bilder der von den tiefsten Ebenen deines Bewusstseins auf, an die du dich später mühelos wieder erinnern wirst ... Nachdem du so geträumt und Erkenntnisse gewonnen hast, wachst du erfrischt wieder auf. Ein schweigender Meermann steht bereits da, um dich wieder zu Lady Morgan zu führen, der du nun Fragen über alles stellen kannst, was du gesehen hast. Doch denke dran, dass sie ein großes und mächtiges Wesen ist und mit Respekt und Achtung behandelt werden muss. Sie kann und wird dir vieles erzählen, wenn sie will, auch das Geheimnis ihrer eigenen Rolle in der Geschichte von Artus, denn du bist dem König selbst schon begegnet und hast mit ihm geredet, wie auch mit Merlin, der oft hierher kam, ehe er sich an seinen eigenen Ort zurückzog. Denn dies ist nur eines der Gesichter Avalons, und wenn seine Herrscherin es erlaubt, kannst du es weiter erkunden, das Schiff an der gleichen Stelle wieder besteigen und ringsum die Insel an anderen Stellen betreten.

 

Wenn die Zeit reif scheint, solltest du dich von der Herrin von Avalon wieder verabschieden. Ein schweigender Meermann wird dich durch die Hallen und Gänge der Burg führen, wie du gekommen bist, bis du wieder auf der Klippe stehst und das Boot unter dir Anker siehst. Steige die Klippe hinab und geh an Bord. Deine Heimreise wird kurz sein, und dann stehst du wieder an der Stelle deiner Abfahrt, und du kannst beginnen, in dein Alltagsbewusstsein zurückzukehren. Du wirst aber feststellen, dass du dich an alles, was du besonders an den Traum, den du in der Kammer der Träume hattest.

 

Wenn du bereit bist, kannst du die Insel wieder besuchen und mehr über die Geheimnisse erfahren, die sie in ihrem geheimen Herzen bringt.

 

Quelle: Der Artus-Weg von John Matthews

 

 

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